Grußwort von Frau Dagmar Ringstorff anlässlich der Eröffnung des III. Pantomimefestivals im TIK / Schwerin am 17. Juni 1999

3. Internationalen Pantomimefestival im TIK 1999: "Körper und Raum - Die Magie der kleinen Bühne"

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

liebe Schweriner,

sehr verehrte Gäste der Landeshauptstadt,

ich begrüße Sie herzlich zum III. Internationalen Pantomimefestival im Schweriner Theater TIK. In den kommenden zweieinhalb Wochen werden Ihnen Künstler aus 5 Nationen ein Programm bieten, das eine abwechslungsreiche Mischung bietet aus “Comedy und Poesie”, “Zeitgeist-er” beschwört, manchmal “Zwischen Traum und Alptraum” schwankt und mit “Alles Kneete” am 3. Juli endet.

Das Motto des diesjährigen Festivals “Körper und Raum: Die Magie der kleinen Bühne” bezieht sich auf unsere kleine Bühne hier im TIK, einen Raum, der in unserer Stadt ein Stück Theatergeschichte geschrieben hat. Zugleich versteht sie sich als eine Hommage an den im Januar verstorbenen Theaterregisseur Jerzy Grotowski.

Grotowski fordert (auf die Ausstattung bezogen*) ein armes Theater für kleine Zuschauergruppen und den Verzicht auf traditionelle technische Effekte. Anstatt den Zuschauer mit riesigem technischen Aufwand und Effekten aus anderen Künsten zu bombardieren, soll der Zuschauer durch die menschliche Energie und schöpferische Kreativität des Schauspielers verzaubert werden. Nun, genau das versucht auch die Pantomime.

Meine Damen und Herren, wir leben heute in einer Welt der Geräusche und der Effekte, in einer Welt von Computer und Cyberspace. Unsere Sinne werden geradezu überflutet mit Reizen: Lauter, bunter, heller, größer. Auftretende Stille in Unterhaltungen wird (oftmals) als beklemmend empfunden. Dabei kann man so viel sagen, wenn man “nichts” sagt. Man kann zwar aufhören zu sprechen, aber man kann nicht aufhören, sich auszudrücken “Mit Worten kann man lügen, aber nicht mit Bewegungen. Sie entsprechen dem Seelenzustand”, sagt die Schweizer Pantomimin Susanne Leinweber. Auch die Pantomime schweigt, aber sie schweigt freiwillig. Sie ist nicht stumm. Im Gegenteil- ihr Spiel ist vielsagend. Sie ist fähig, im leeren Raum der Bühne Unsichtbares vor dem geistigen Auge des Zuschauers sichtbar zu machen. Sie schafft Illusionen, indem sie die Phantasie des Zuschauers entzündet, der gleichzeitig Mitschöpfer wird. Der Körper ist das Instrument des Pantomimen, auf dem er spielt. Pantomime will dabei die Welt nicht einfach nachahmen. Sie konzentriert sich auf das Wesentliche und lehrt uns so, genauer hinzusehen.

Meine Damen und Herren, Pantomime ist eine internationale Kunst- unser Festival belegt es. Pantomime drückt aus, was mit Worten nicht gesagt werden kann. Sie überwindet die Barrieren der Sprache, denn sie wird in allen Kulturkreisen verstanden. Der Pantomime weiß, dass Konflikte und Probleme überall in der Welt ähnlich sind, egal, ob er in Europa, Asien oder Afrika spielt.

Pantomime führt uns Gemeinsamkeiten vor Augen und bringt uns so einander näher. Kann in einem Koffer ein ganzer Zirkus sein? Kann man zwischen zwei Händen die ganze Welt halten? Man kann! ... Davon werden wir Sie in den nächsten Tagen überzeugen. Wie sagte einmal der französische Pantomime Jacques Lecoq?

“In der Pantomime sind wir so herrlich frei - wir können alles, was wir nur wollen, in jeder beliebigen Größe heraufbeschwören, vom Tümpel bis zum Ozean, von der Maus bis zum Elefanten.

Wir müssen niemals sagen: Das können wir nicht beschaffen. Deshalb können wir diese Szene nicht spielen! “Pantomime lässt Freiräume und so können Welten entstehen - in unserer Phantasie!

Liebe Freunde des Theaters, der PANTOMIME: Lassen Sie sich nun bezaubern von der “Kunst des Schweigens” und erleben Sie heute und in den folgenden ein “Fest der Sinne”. Ich eröffne hiermit das III. Internationale Pantomimefestival im TIK und wünsche uns allen einen unterhaltsamen Abend.

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