10.5.2000 Schweriner Kurier

Der Mann, der Hans Esser war, kommt nach Schwerin

Günter Wallraff liest am 15. Mai im Elefanten

Am Montag, dem 15. Mai, um 19.30 Uhr eröffnet Günter Wallraff mit einer Lesung aus verschiedenen Werken eine Reihe von Kulturveranstaltungen des Freien Theater Studio Schwewrin im Hotel Elefanten.

Auch wenn inzwischen schon ein paar Jahre nach dem Erscheinen Wallraffs bekanntester Werke "Der Mann, der bei Bild Hans Esser war" und "Ganz unten" ins bundesdeutsche Land gegangen sind, haben diese nicht an Aktualität verloren. Doch seit den authentischen Erlebnisberichten von Wallraffs alias Ali, der sich als türkischer Gastarbeiter durch die schlechtbezahltesten, schmutzigsten und gefährlichsten Jobs verdingte, in Atomkraftwerken und Pharmafirmen buchstäblich mehr als nur seine Haut zu Markte trug, seither ist das Ammenmärchen vom netten deutschen Sozialstaat endgültig unglaubhaft geworden, sind zumindest verschiedene Bevölkerungsgruppen sensibler geworden für die Lebens- und Arbeitsbedingungen ausländischer Mitbürger in Deutschland. Obwohl renommierte Verleger das Thema zunächst für "abgelatscht" hielten, wurde "Ganz unten" eins der meistgelesensten Bücher der Bundesrepublik. Doch nicht nur die erschienen Druckerzeugnisse dürften ein angeregtes Gespräch mit dem Autor lohnen - gibt es doch auch vieles, was in oft langen Prozessen vor Gericht angegriffen und zenziert wurde, so dass man durchaus zu jedem Buch ein "Buch zum Buch" veröffentlichen könnte.

Und schließlich bewegt sich der Autor mit seinen teils spektakulären Robin-Hood-artigen Recherchen oft tatsächlich am Rand des Erlaubten. "Wo ist die Grenze der journalistischen Freiheit?", ist man geneigt zu fragen, sollte aber auch den Anspruch der Bürger auf freien Zugang zu Informationen als grundlegende Voraussetzung zur freien Meinungsbildung nicht gering schätzen. Werte wie Freiheit, Wahrheit und Gerechtigleit sowie Glaube, trotz allem noch etwas ändern zu können, scheinen weitaus mehr als die pure Abenteuerlust Auslöser für Wallraffs freibeuterische Art der Informationsbeschaffung gewesen zu sein.

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