SVZ Juni 1995 - "Panikabend hat am Freitag Premiere"

Abgründe der menschlichen Seele in Scheinwerferlicht gerückt

Eine Premiere findet am Freitag um 20 Uhr im Weinhaus Uhle, Buschstraße 18, statt. Das "Freie Theater Studio" lädt ein zum "Panikabend" mit drei Stücken experimentellen Charakters. Die Besucher erleben: "Das Gebet (Fernando Arrabal), "Striptease der Eifersucht" (frei nach Arrabel) sowie "R.I.P." (José Martinez Queirolo) - eine deutsche Erstaufführung nach eigener Übersetzung aus dem Spanischen. Das Arrabalsche Theater baut auf einer reichen Tradition des spanischen Theaters des Barock auf und steht in enger Beziehung zum Surrealismus, Dadaismus, insbesondere dem "Theater der Grausamkeit" von Artaud.
In den 60er Jahren gründete Arrabal in Frankreich die sogenannte "Panikbewegung" - diese Bezeichnung sollte auf den Hirtengott Pan aus der griechischen Sagenwelt hinweisen, bekannt für sein kindliches Gemüt und seine fast teuflische Sinnlichkeit. Ähnlich wie Pan sind auch die Arrabalschen Figuren oft naiv und schrecklich zugleich, bringen auf fast rituelle Weise sonst eher verborgene Abgründe der menschlichen Seele ins Scheinwerferlicht.
So geht es in "Striptease" eigentlich um dessen Umkehrung, um Liebe und Eifersucht, Machismo und Unterwerfung...

"Das Gebet" seinerseits zeigt ein Paar, das im Angesicht seines Opfers jäh beschließt, von nun an gut zu sein... Obwohl viele seiner Stücke den Tod zum Thema haben, sind sie im Kern doch lebensbejahend.

Die Akteure des Abends sind Absolventen vorangegangener Schauspielseminare unter Leitung des lateinamerikanischen Regisseurs Dr. Franklin Rodriguez, der die genannten Stücke auch inszenierte. Auffallend mag die spartanische Bühnenausstattung sein. Sie wurden selbst gefertigt, da über die diesjährigen Förderanträge noch nicht entschieden wurde - aber gelegentlich kann ja weniger auch mehr bedeuten. Weitere Aufführungen sind für den am 8., 13. bis 15., 21./22. und 27. bis 29.April jeweils um 20 Uhr im Weinhaus Uhle geplant.

Manfred Zelt

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