SVZ 23./24.10.1999 - "Festival läßt Mysterium des Tanzes entdecken"

Zauberhafte Auftaktveranstaltung / Körpersprache brilliant eingesetzt

Neu Zippendorf • Die Auftaktveranstaltung des 4. Internationalen Tanztheaterfestivals in Schwerin bewegte die Herzen der Zuschauer. Das "Kontrast Tanzteatro" bot Spitzenqualität, das Ensemble "Bulubu" tanzte spritzig Alltagsgeschichten.

Brilliante Lichteffekte, zweckmäßige Kulisse, ausgewogene Beschallung, jeden Schritt der Tänzer gut erkennen lassende Bühne - die Wahl der Halle am Fernsehturm als Hauptspielstätte des diesjährigen Tanztheaterfestivals erwies sich gleich bei der ersten Veranstaltung als Gewinn. Die ausgezeichneten Leistungen der Tänzer wurden durch diesen Rahmen noch hervorgehoben, der Tanztheaterbesuch zum besonderen Erlebnis.
Zunächst zeigte die multinational zusammengesetzte junge Truppe Bulubu Szenen aus dem Alltagsleben der Frauen in Südamerika. Die Tänzerinnen aus Bolivien, Brasilien, Chile und Ecuador verstanden es gut, ihre Geschichten ohne Worte zu erzählen, nur die Körpersprache zu benutzen. Witzige Choreographien und spritztige Szenen, wie aus "Chorus Line" bekannt, wechselten mit sehr emotionalen ab, wenn es um Hoffnungen und Sehnsüchte der Frauen ging. Eine gelungene Uraufführung für das Stück "Even Wild Flowers".
Die Glanzpunkte des Abends setzte indes das "Kontrast Tanzteatro". Das Duo Grit Henseleit und Miguel Angel Zermeno bot Spitzenleistungen sowohl in tanztechnischer als auch choreographischer Hinsicht. Die leisen, gefühlvollen Darbietungen bildeten einen wohltuenden Kontrast zur lauten Welt.
Schon im ersten dargebotenen Stück "La Trenza" (der Zopf) beeindruckte das Duett durch ausgesprochen harmonische Bewegungen, die zum Teil gegen den Rhythmus der Musik ausgeführt wurden, wodurch ein faszinierendes Spannungsmoment entstand. Die zehnjährige klassische Ballettvergangenheit von Grit Henseleit und das artistische Können von Zermeno sorgten für einen attraktiven modernen Tanzmix.
Mit traditionellen Tanzelementen indianischer Kulturen begann das letzte und beeindruckendste Stück des ersten Festivaltages. Das "KontrastTanzteatro" zeigte "Nierika", so die Bezeichnung der Schamanen für eine Phase des Übergangs vom Leben zum Tod. Grit Henseleit und Miguel Angel Zermeno tanzten, vom Schicksal todkranker Menschen tief bewegt, eine beeindruckende Choreographie, die durch mystische Lichteffekte noch gesteigert wurde. Immer wieder neue Bewegungsabläufe findend, einzelne Körperteile oder Gliedmaßen durch Spotlight aus dem Dunkel hervorhebend, durch geschickte Handbewegungen Traumbilder zeichnend, nahm das "Kontrast Tanzteatro" die Zuschauer mit auf eine Reise der Visionen.

Bert Schüttpelz

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