SVZ vom 27.11.2001 - "Moderner Tanz auf höchstem Niveau"

Tanzkompanie "Cuerpo Etereo" zu Gast in Schwerin

Feldstadt • Akrobatik, tänzerische Präzision und beeindruckende Bildersprache: Schwerin erlebt derzeit eine echte Premiere. Auf Einladung des Freien Theater Studios tanzt die mexikanische Kompanie "Cuerpo Etereo" erstmals in Europa.

Dr. Franklin Rodriguez vom Freien Theater Studio hat ein Programm auf die Beine gestellt, das den diesjährigen Ausfall des schon traditionellen Tanztheaterfestivals ausgleichen soll und bei dem er alle Freunde von Tanz und Pantomime auf ihre Kosten kommen lassen will.
Den Anfang macht die Kompanie Cuerpo Etereo aus Mexiko, die erstmals fünf Choreographien ihres Repertoires mit nach Europa gebracht hat. An Somberos oder ähnlichen Folklorekitsch sollte man dabei nicht denken: Die Lateinamerikaner haben unter der Leitung von Brisa Escobedo und Jaime Serra, dem Jungstar des mexikanischen Tanzes, einen eigenen Stil entwickelt, der in Lateinamerika, aber auch in den USA und in Kanada schon für Aufsehen gesorgt hat. Das Programm beginnt mit dem tänzerischen Bild "Die Salzkinder". Mit athletischer Dynamik bringen Rolando Ramirez, Jaime Serra und Ulises Gonzalez eine tänzerische Erinnerung an eine Kindheit am Meer und verstorbene Freunde auf die für die tänzerische Energie der Kompanie eigentlich viel zu kleine Bühne im Hotel Elefant. Danach tanzen die beiden Leiter der Gruppe, er im Business-Outfit, sie im Edelluder-Look, eine Art modernen Pasde-Deux um Sehnsucht und unerfüllte Liebe. Besonders Escobado wird hier ihrem Ruf als beste Tänzerin ihrer Heimat jederzeit mit enormer Präsenz und tänzerischer Präzision gerecht. Auch besticht der Wechsel zwischen entspannter Zärtlichkeit und kraftvoller Athletik.
Nach einem eher pantomimischen Zwischenspiel um vier Rentner folgt das große Finale. Das fragmentarisch wirkende Stück "Manga" brachte der Gruppe den Durchbruch und ist heute ihre Visitenkarte. Hier verbinden die Mexikaner die inzwischen bekannte Figurensprache populärer japanischer Comics ("Mangas") mit der elitären Kunstform Moderner Tanz. Ob Tanz, Bühnenbild oder Maske und Kostüm, in diesem letzten Stück zeigt sich ein wirklich eigenständiger künstlerischen Ansatz. Es entsteht ein beeindruckendes Format: Auch bei statischen Szenen verströmen die Tänzer eine vulkanische Kraft, der auch die kleine Bühne keinen Abbruch tut, die räumliche Beschränkung macht die grenzüberschreitende Dynamik der Gruppe vielmehr bildhaft fassbar. Auch wenn die erste Vorstellung eher schwach besucht war: Wer für Tanz etwas übrig hat, sollte diese Gruppe nicht versäumen. Am 30. November wird die Gruppe erneut im Hotel Elefant tanzen.

Philip Schroeder

zurück zur Seite Kritiken








 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


produced by SIRA DESIGN